허영주

[Hyung-ju Heo Kolumne] "Ich kündige und werde YouTuber" – Ein Rat für Berufstätige mit diesem Traum

  • Verfasst in: Koreanisch
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Erstellt: 2024-06-12

Erstellt: 2024-06-12 14:14

[Die Creator-Welt von Heo Yeong-ju]
Als Creator glücklicher als zu Idol-Zeiten
'Mein eigenes Ding' erschaffen und die Freiheit in vollen Zügen genießen
Die Realität: Die Hälfte der Creator hat ein Jahreseinkommen von 400.000 Won
Wer mit vagen Illusionen einsteigt, gibt schnell auf

[Hyung-ju Heo Kolumne] "Ich kündige und werde YouTuber" – Ein Rat für Berufstätige mit diesem Traum

Laut einer jährlichen Studie des Bildungsministeriums und des Korea Institute for Vocational Education and Training belegt der Beruf des Creators Platz 3 der beliebtesten Berufe bei Grundschulkindern in Korea. / GPT4o

Wenn man Kinder nach ihren Träumen fragt, antworten viele: ‚Creator‘. Laut den jährlichen Untersuchungen des Bildungsministeriums und des Korea Institute for Vocational Education and Training (Kivet) belegt der Beruf des Creators Platz 3 der beliebtesten Berufe bei Grundschulkindern in Korea.

Aber nicht nur Kinder träumen vom Creator-Dasein. Aktuell kursiert ein Meme über die ‚zwei häufigsten Lügen von Angestellten‘, nämlich: ‚Ich kündige‘ und ‚Ich werde YouTuber‘. Auch wenn es in der Realität schwierig ist, diese Träume umzusetzen, ist der Wunsch vieler Angestellter, ‚zu kündigen und YouTuber zu werden‘.

Der Wunsch, Creator zu werden, rührt wahrscheinlich daher, dass man sich ein ‚positives‘, fast schon ‚fantastisches‘ Bild davon macht: Man kann ‚spaßig und frei das tun, was man möchte, und dabei noch viel Geld verdienen‘.

Tatsächlich hat der Beruf des Creators viele Vorteile. Zunächst einmal kann man, anders als in einem Angestelltenverhältnis, selbstbestimmt ‚seine eigenen Sachen‘ erschaffen. In Zeiten, in denen durch KI immer mehr Arbeitsplätze wegfallen, wird ‚der eigene Kanal‘, der auf einem soliden Fundament aufgebaut ist, zu einer wichtigen Stütze.

Darüber hinaus entwickelt sich die ‚Creator Economy‘ immer weiter und die Unterstützung von Creatoren durch Einzelpersonen wird immer stärker. Wenn man durch seinen Kanal eine eigene ‚Community‘ aufbaut, kann man weltweit Inhalte erstellen, Unterstützung erhalten und ein freies Leben führen.

Ich selbst war Idol und bin dann Creator geworden. Seitdem haben sich meine Lebensqualität und mein Glücksgefühl deutlich gesteigert. Auch mein Einkommen hat sich mehr als verzehnfacht.

Das Beste am Creator-Dasein ist die ‚Freiheit‘. Auf der Plattform meiner Wahl kann ich die Inhalte erstellen, die mir Spaß machen, und mit Menschen zusammenarbeiten, die ich mag. Das ist fast schon ein Segen. Als Idol war ich an eine Agentur gebunden und konnte weder meine Alben nach Belieben veröffentlichen noch Bühnenkonzepte entwickeln. Ich musste einfach warten und mein Schicksal der Agentur überlassen. Nach meinem Ausscheiden aus der Agentur habe ich selbst die Initiative ergriffen und mir Chancen geschaffen. Dabei habe ich ein starkes Gefühl der Selbstwirksamkeit und der Leistung erfahren.

Neben diesen Vorteilen gibt es noch viele weitere. Der Beruf des Creators lässt sich in verschiedene Richtungen entwickeln. Durch meine Tätigkeit als Creator konnte ich schon in jungen Jahren als Gastdozent an einer Universität lehren, Bücher zu aktuellen Trends schreiben und als Radiomoderatorin arbeiten – Dinge, die ich als Idol nicht tun konnte. Ich bin Botschafterin für eine internationale NGO, habe Werbeverträge mit weltbekannten Marken abgeschlossen und wurde von der US-Botschaft in Korea eingeladen, verschiedene Regionen der USA zu bereisen und mich mit lokalen amerikanischen Creatoren auszutauschen.

So weit, so gut. Der Grund, warum ich all diese positiven Aspekte aufzählen kann, ist, dass ich auf TikTok insgesamt 6,5 Millionen Follower habe.

Schauen wir uns nun die nüchterne Realität an. Laut Daten des koreanischen Finanzamts zur ‚Einkommensentwicklung von Einzelpersonen in den Medien (u. a. YouTuber)‘, die Anfang Mai veröffentlicht wurden, verdienten die Top 1 % im Durchschnitt 713 Millionen Won pro Jahr. Im Gegensatz dazu lag das durchschnittliche Jahreseinkommen der unteren 50 % bei nur 400.000 Won.

Ähnlich wie in der Unterhaltungsindustrie ist auch die Creator-Branche stark von Ungleichgewichten geprägt. Nur eine sehr kleine Anzahl an Creatoren verdient viel Geld. Wenn man sieht, dass das durchschnittliche Jahreseinkommen der unteren 50 % bei nur 400.000 Won liegt, wird klar, dass es schwierig ist, davon leben zu können.

[Hyung-ju Heo Kolumne] "Ich kündige und werde YouTuber" – Ein Rat für Berufstätige mit diesem Traum

Für die Videobearbeitung allein werden über 10 Stunden benötigt, aber das monatliche Einkommen liegt zwischen 100.000 und 200.000 Won – das deckt nicht einmal die Personalkosten und Materialkosten. /GPT4o


Ein anonymer Creator berichtet, dass er seit zwei Jahren jede Woche Inhalte hochlädt. Er hat fast 20.000 Abonnenten, verdient aber kaum etwas. Für die Videobearbeitung allein benötigt er über 10 Stunden. Sein monatliches Einkommen liegt zwischen 100.000 und 200.000 Won – das reicht nicht einmal für Personalkosten und Material.

Einen Kanal zu erstellen ist wie eine ‚Gründung‘. Und wie bei vielen Gründungen ist auch die Erfolgsquote bei Creatoren eher gering. In der Anfangszeit der Plattformen gab es noch nicht so viele Konkurrenten, sodass man noch eine Chance hatte. Heute jedoch investieren große Fernsehsender in Kanäle mit 10 Kameras und holen berühmte Stars als Moderatoren. Die Konkurrenz ist also noch härter geworden.

Auch wenn man als Creator viele Abonnenten und Klicks gewinnt und erfolgreich ist, gibt es nicht nur positive Seiten. Viele Creator mit über 1 Million Abonnenten berichten von Panikattacken und Burnout. Damit ein Kanal wächst, muss er ständig mit neuen Inhalten ‚gefüttert‘ werden. Bei einem wachsenden Kanal muss die ‚Fütterung‘ mit Inhalten noch schneller erfolgen. Dieser ständige Druck und das ‚sich-selbst-aufreiben‘ führen unweigerlich zu Burnout.

Im Burnout-Zustand sollte man eigentlich eine Pause einlegen, aber das geht nicht, denn dann sinken die Anzahl der Abonnenten und die Klickzahlen. Außerdem wird der Algorithmus ‚kaputt‘ gemacht. Man kann also nicht pausieren. Wenn man dann eine Panikattacke bekommt, muss man sich zwangsläufig eine Auszeit nehmen. Nach der Auszeit kann man zwar wieder zur Arbeit zurückkehren, aber die Genesung dauert oft länger als erwartet. Oder man kommt zwar zurück, aber der Algorithmus hat sich geändert, und man erzielt nicht mehr die gleiche Performance und das gleiche Wachstum wie zuvor.

Ich selbst habe vier Jahre lang bis zur Erschöpfung Inhalte produziert und einen Burnout erlebt. Es war für mich eine Qual, überhaupt nur noch den Knopf zum Hochladen zu drücken. Beim Versuch zu filmen, wurde mir schwindlig. Aus diesem Grund habe ich die Content-Erstellung vorübergehend eingestellt.

Als ich tatsächlich mit der Arbeit aufhörte, verlor der Kanal schnell an Kraft. Nach einer Weile fühlte ich mich wieder besser und wollte alles wieder wie vorher machen, aber es war nicht so einfach. Mit Geduld habe ich immer weiter Inhalte hochgeladen und so fing der Kanal wieder an, zu wachsen. Ich habe nicht aufgegeben und konnte die Aufwärtskurve wieder herstellen. Aber wenn ich an die Zeit der Geduld denke, möchte ich diese Erfahrung nicht noch einmal machen.

Ein weiterer Schattenaspekt des Creator-Daseins ist, dass es viele ‚goldene Früchte‘ gibt, die innen hohl sind. Das gilt nicht nur für Creator, die am unteren Ende der Skala stehen, sondern auch für Creator mit vielen Followern. Viele haben zwar Millionen von Followern, aber kein Einkommen.

Vor allem, wenn ein Kanal durch Provokationen oder reißerische Videos gewachsen ist, ist es schwierig, Werbeeinnahmen zu generieren, die die Haupteinnahmequelle von Creatoren darstellen. Werbetreibende achten nicht nur auf die Anzahl der Abonnenten, sondern auch auf das ‚Image‘ des Creators.

Bei Instagram sind die Werbekosten im Vergleich zu YouTube und TikTok niedriger. Viele Creator haben zwar über 100.000 Follower und eine gute Markenpräsenz, aber kaum Einnahmen. Man sollte sich also nicht von diesen Zahlen blenden lassen. Ein Internet-Meme lautet: ‚Ich möchte, dass niemand mich kennt, aber dass ich viel Geld habe.‘ Hier ist es oft so, dass viele einen kennen, aber niemand Geld hat.

Der letzte, entscheidende Nachteil des Creator-Berufs ist die ständige und ungezügelte Exposition gegenüber negativen Kommentaren. Man ist quasi eine öffentliche Person, verdient aber nicht so viel wie eine, und wird gleichzeitig mit dem Maßstab einer öffentlichen Person beurteilt und bewertet. Man kann zum Opfer von Shitstorms werden und die Klickzahlen von Cyber-Mobbing-Kanälen erhöhen. Eine solche Erfahrung kann die Psyche schnell zerstören.

Bisher habe ich die Vor- und Nachteile des Creator-Daseins beleuchtet. Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Es gibt keinen perfekten Beruf. Und es gibt nichts umsonst. Einen Kanal aufzubauen, ist wie ein Unternehmen aufzubauen. Und ein Unternehmen kann man nicht mit durchschnittlichem Aufwand aufbauen.

Heutzutage ist der Slogan ‚Mit Social Media 1.000 € im Monat verdienen‘ in aller Munde, und viele stürzen sich mit großen Träumen auf den Creator-Beruf. Ich begrüße den Mut zum Ausprobieren, rate aber davon ab, sich von ‚vagen Illusionen‘ leiten zu lassen. Ich glaube auch, dass es in der heutigen unsicheren Zeit wichtig ist, einen eigenen Kanal zu haben. Aber ich möchte auch darauf hinweisen, dass die Pflege eines Kanals unglaublich viel Energie erfordert. Machen Sie sich die Vor- und Nachteile bewusst, sehen Sie die Realität und starten Sie dann Ihr Creator-Abenteuer.

※ Der Text wurde von mir verfasst undaus dem Artikel der Frauenwirtschaftszeitung übernommen.

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